Bindungsorientierung

Kinder die in ihrer frühen Entwicklungszeit schädigende Erfahrungen durch wichtige Bezugspersonen machen mussten, haben tiefgreifende Einsamkeit und extreme Hilflosigkeit erlebt. Diese Beziehungstraumata führen zu schweren Verhaltensauffälligkeiten in bindungsrelevanten Situationen und psychopathologisch zu Bindungsstörungen mit neuronalen Veränderungen (vgl. Brisch, 2011). Die Traumapädagogik ist darum in erster Linie eine bindungsorientierte Pädagogik. Das Angebot neuer Beziehungserfahrungen, die nicht den alten traumatisierenden Mustern folgen, ist eine entscheidende Komponente in der pädagogischen Arbeit mit diesen Kindern und Jugendlichen (vgl. Brisch 2011, S. 157 f).

Jede positive Interaktionserfahrung wird neuronal gespeichert und ist von hoher Bedeutung für die weitere Entwicklung. Durch wiederholte Erfahrungen, die von „Feinfühligkeit, dialogischer Sprache, prompter Wahrnehmung und korrekter Interpretation der Beziehungssignale“ (Brisch 2011, S.158) gekennzeichnet sind, kann sich im Laufe der Zeit das Bindungsverhalten der Kinder und Jugendlichen ändern.

Insbesondere wenn Kinder traumatische Erfahrungen reinszenieren ist es wichtig, dass sich im pädagogischen Setting nicht die traumatisierende Erfahrung wiederholt, sondern die Betroffenen auf ihre Reinszenierung emotionale Neuerfahrungen auf der Beziehungsebene machen. Diese können zu neuen positiveren Bindungsmustern auch außerhalb des pädagogischen Settings führen (vgl. Brisch 2011, S. 158).

Übertragungs- und Gegenübertragungsprozessen sowie Reinszenierungen kommt in diesem Zusammenhang besondere Bedeutung zu. Denn nur wenn Fachkräfte diese Beziehungsprozesse verstehen und adäquat darauf reagieren, können Kinder und Jugendliche im pädagogischen Setting positive Beziehungserfahrungen machen.