Förderung der Selbstbemächtigung
Ein weiterer zentraler Bestandteil traumapädagogischer Arbeit ist es, Kinder und Jugendliche dabei zu unterstützen, sich selbst zu verstehen und dadurch aus der traumabedingten Ohnmacht und Abhängigkeit zu entkommen (vgl. Weiß 2011). Folgende Aspekte sind dabei von besonderer Bedeutung (vgl. Weiß, 2011):
Förderung des Selbstverstehens
Kinder und Jugendliche benötigen eine altersentsprechende psychoedukative Aufklärung über traumabedingte Abläufe in Kopf und Körper, über Dissoziation und Übertragungsprozesse. Sie müssen über ihre Gewalt-, Vernachlässigungs- und Missbrauchserfahrungen sprechen dürfen und eine Enttabuisierung dieser Themen erfahren. Ihnen hilft es, wenn sie verstehen, wie und warum ihr Körper auf traumatische Erlebnisse reagiert. Dies entlastet sie von Schuld- und Schamgefühlen und von Gefühlen der Isolation und Verwirrtheit (vgl. Weiß 2011). Kinder und Jugendliche können so erfahren, dass ihre traumabedingten Reaktionen normale Reaktionen auf extremen Stress sind. Dies unterstützt sie bei der Unterbrechung von belastenden Gedanken und ermöglicht neue Perspektiven.
Unterstützung im Prozess der Selbstakzeptanz
Traumatisierte Kinder und Jugendliche benötigen Unterstützung, um ihre Bewältigungsstrategien zu verstehen und zu akzeptieren, um diese später ggf. auch ändern zu können (vgl. Weiß, 2011). Selbstwertbedrohungen müssen dabei unbedingt zu vermieden werden. Die Traumapädagogik geht deshalb mit Macht, Interpretationsmacht und Hilfsbedürftigkeit sehr sorgsam um und die Kinder und Jugendlichen geben das Tempo und die Richtung ihrer Veränderungen selbst vor.
Kinder und Jugendliche werden darin unterstützt, ihre körperlichen und seelischen Reaktionen auf Traumareize zu spüren, um Symptome und Übererregungszeichen frühzeitig zu erkennen. Durch eine Identifizierung der Reize und Situationen, die zur Übererregung führen, können sie mehr Selbstkontrolle erhalten. Sie können dann z.B. lernen, frühzeitig Stress zu regulieren, indem sie sich z.B. neutralen oder angenehmen Reizen zuwenden (vgl. Weiß 2011).
Förderung der Körperwahrnehmung und Sammeln positiver Körpererfahrungen
Traumatisierte Kinder und Jugendliche benötigen die Möglichkeit ihren Körper wieder wahrzunehmen und eigene Signale richtig deuten zu lernen. Positive Körpererfahrungen (vgl. Weiß 2011) bspw. durch erlebnispädagogische Angebote unterstützen traumatisierte Kinder und Jugendliche darin, ihrem Körper wieder zu vertrauen.